Deutsche anonyme Übersetzung des IPM (1648)
 
  Kollationsvorlage:
Friedens=Schlusz Zwischen Dero Röm: Käyserlichen und Allerchristl: zu Franckreich Königl: Majestäten/ Wie auch desz H: Röm: Reichs hierzu Abgeordneten/ Chur= und Fürsten/ auch Ständen Gevollmächtigten und Abgesandten/ Zu Münster in Westphalen den 24. Newen/ oder 14. Alten Weinmonats deß 1648. Jahrs unterschrieben und besiegelt. Gedruckt im Jahr nach Christi Geburt M.DC.XLVIII. (14: Hist. Germ. C. 441; vgl. VD17: 14:017751U), Bl. A2-A2'.
 
 
 

deutsch 1648

 
 

§§ 1 - 6 IPM

 
    
 Dispositio  
   
 [§ 1 IPM ± Art. I IPO]  Es soll ein Christlicher/ allgemeiner/ beständiger/ warhafftiger und auffrichtiger Friede und Freundschafft seyn zwischen der Röm.Käyserlichen: und Allerchristlichsten Königl. von Franckreich Majestäten/ wie auch allen und ieden Bundsverwanten und Adhærenten gedachter Käys. Majestät/ dem Hause Oesterreich/ Dero Erben und Nachkommen/ vornemlich aber deß H.R. Reichs Chur= Fürsten und Ständen an einem: Und alle und iede Bundsverwandten gedachter Allerchristl. Maj. Dero Erben und Nachkommen: insonderheit aber der Durchl. Königin und Reiche Schweden/ und respective Chur= Fürsten und Stände deß Reichs anders Theils: Und soll sotha[n]er Friede und Freundschafft auch so auffrichtig und ernstlich gehalten werden/ daß beide Theile einer deß andern Nutz/ Ehr und Wohlstand befördere/ und allerseits/ und von allen Orten deß gantzen Röm. Reichs mit dem Königreich Franckreich/ und hinwiederumb von dem Königreich Franckreich mit dem Röm. Reich/ getrewe Nachbarschafft und sicherer Friede/ auch auffrichtige Freundschafft gepflogen werde/ und also der Friede ergrüne und blühe.   
 [§ 2 IPM = Art. II IPO]  Es seye eine ewigwärende Vergessenheit und Amnestia auffgerichtet/ aller von anbegin dieses Kriegs an einem oder andern theil verübten Hostilitäten/ an was Ort und auff was Art auch dieselbe fürgangen/ also/ daß unter deren/ noch einiges andern dinges schein oder vorwand einer dem andern hinführo einige Hostilitäten oder Feindschafft/ Beschwerd oder Hinderniß/ so wenig an Personen und Stand/ als Gütern und Sicherheit/ für sich selbst oder durch andere/ heimlich oder öffentlich/ directè oder indirectè, unterm schein Rechtens oder auch de facto, inner= oder ausserhalb Röm. Reichs/ (nichts hinderende vormahliger etwa hingegen lautender Verträge) nicht zufügen noch zufügen lassen wollen/ sondern alle und iede gegen einander/ so wol in wärendem Kriege/ als vor demselben mit Wort/ Schrifft= oder Wercken fürgangene Jnjurien/ Gewalt/ Feindseligkeit/ Schaden/ Kosten/ ohne einigen der Personen oder Sachen Respect/ dermassen gäntzlich abgethan seyn/ daß alles/ so dessenthalben einer gegen den andern zu prætendiren haben könte/ durch ein ewiges Vergessen auffgehebt und vergraben sey.   
 [§ 3 IPM # IPO]  Und daß solcher Friede und Freundschafft zwischen Dero Röm. Käyserl: und von Franckreich Königlichen Majestt. Chur= Fürsten und Ständen deß Röm. Reichs desto sicherer und beständiger sey/ soll (iedoch unbeschadet dem Assecurations=punct so unten gesetzet) kein theil deß andern Feinden/ so itzo sind/ oder ins künfftige seyn möchten/ unter keinem schein/ vorwand oder prætext einigerley Streitigkeit oder Krieges mit Waffen/ Geld/ Volck/ Proviant/ oder anderweit helffen/ auch keiner Armee so wider einen der in diesem Friede begriffen/ sie möchte auch von einem oder andern geführt werden/ Auffenthalt/ Quartier oder Durchzug verstatten.
Der Burgundische Kreys zwar soll ein Glied deß Reichs bleiben/ nach dem die streitigkeiten zwischen Franckreich und Spania/ so in dieser Friedenshandlung begriffen/ beygelegt. Solt aber Krieg darinnen seyn/ soll sich weder der Röm. Käyser/ noch einiger Reichs=Stand darein mischen.
Und wann ins künfftige zwischen solchen Konigreichen sich Krieg erhebet/ soll doch zwischen dem ga[n]tzen Röm. Reich/ dem Könige und Reiche Franckreich beständiger Friede bleiben/ und ieder Theil verbunden seyn/ deß andern Feinde auff keinerley wege hülffe zu thun: Jedoch soll allen und ieden Ständen frey stehen/ einem und anderm Reiche/ doch ausser deß Römischen Reichs Grentzen/ (doch nach den Reichs=Constitutionen) hülffe zuzuschicken.
  
 [§ 4 IPM # IPO]  Die Lothringische Sache soll entweder Schiedesleuten/ so beide theil hierzu ernennen werden/ oder aber/ durch Frantzös= und Spanische Tractaten/ oder aber durch andere glimpffliche und freundliche wege geschlichtet werden. Vnd soll dem Röm. Käyser, Chur= Fürsten und Ständen deß Reichs frey stehen solche Composition durch freundliche unterhandlung u[n]d andere friedensdienliche bemühungen zu befördern und fortzusetzen: keines weges aber durch Waffen oder Kriegesmittel.   
 [§ 5 IPM ÷ Art. III,1 IPO]  Krafft solcher allgemeinen unbeschrenckten Amnestiæ werden alle und iede deß Heil. Röm. Reichs Chur= Fürsten und Stände (mit begriffen auch die unmittelbare ReichsRitterschafft) sampt deren Lehnleuten/ Unterthanen/ Bürgern und Einwohnern/ denen durch Vrsach der Empörungen in Böhmen oder Teutschland/ oder gehabter Verbündnüsse/ von einem [oder] dem andern Theile etwas verfäng= oder schädliches zugefüget/ auff was Art/ oder mit was prætext das geschehen/ so wol an Landen/ Lehengütern/ Affterlehen oder Allodialgütern/ als deren Würde/ Freyheit/ Rechten und Privilegien zu beiden theilen in den Stand/ beides in Geist= und Weltlichen Sachen vollkömlich restituiret/ darinne sie vorhin gewesen seyn/ oder von Rechts wegen hetten seyn sollen/ dagegen dann die unter dessen diesem zu wider vorgenommene Veränderungen im geringsten keinen statt/ sondern cassirt und auffgehoben seyn sollen.   
 [§ 6 IPM ~ Art. III,2 IPO]  Wo aber die jenigen Besitzer der Güter und Rechte etwas beständiges und rechtmässiges wider solche Restitution oder Wiedereinräumung einzuwenden/ sollen solche die Restitution nicht hindern/ sondern nach dem solche geschehen/ der Restituenten Rechte vor dem ordentlichen Richter erwogen/ erörtert und verabschiedet werden.  


Vertragstext 1648
Übersetzungen
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französisch 1684 |  spanisch 1750