Deutsche anonyme Übersetzung des IPM (1648)
 
  Kollationsvorlage:
Friedens=Schlusz Zwischen Dero Röm: Käyserlichen und Allerchristl: zu Franckreich Königl: Majestäten/ Wie auch desz H: Röm: Reichs hierzu Abgeordneten/ Chur= und Fürsten/ auch Ständen Gevollmächtigten und Abgesandten/ Zu Münster in Westphalen den 24. Newen/ oder 14. Alten Weinmonats deß 1648. Jahrs unterschrieben und besiegelt. Gedruckt im Jahr nach Christi Geburt M.DC.XLVIII. (14: Hist. Germ. C. 441; vgl. VD17: 14:017751U), Bl. A'-B2.
 
 
 

deutsch 1648

 
 

§§ 7 - 46 IPM

 
   
  [§ 7 IPM = Art. IV,1 IPO] Und ob wol auß vorgehender allgemeiner Regul leichtlich geurtheilet werden könte/ von wem/ was und wie weit iedes zu restitutiren sey/ so ist [d]och uff etlicher anhalten der wichtigsten Sachen außdrückliche meldun[g] hier nachgesetzet/ als folget/ doch also/ daß welche außdrücklich nicht genennet oder verzeichnet seyn/ nicht für außgelassen oder außgeschlossen zu halten.  
 
  [§ 8 IPM # IPO] Belangend den Arrest der Mobilien deß Churfürsten zu Trier/ so in das Hertzogthum Lützelburg auf Käyserl. Befehl durch das Ober=Landgericht ergangen/ abgeführet/ ist derselbe zwar auffgehoben/ aber durch etlicher Anhalten ernewert/ und über das die sequestration [des] Ampt Bruchs/ so dem Ertz=Bischthum und halber Herrschafft S. Johannis/ so Johann Reinharden von Soetheren zuständig [!]/ von gedachtem Ober=Land=Gerichte angedeutet/ welches den Concordaten zwischen dem Chur=Fürsten zu Trier und Hertzogthum Burg[und] (welche durch offentliche Vnterhandlung deß Röm. Reichs im Jahr 1548. zu Augspurg auffgerichtet/ zuwider) als ist abgehandelt/ daß gedachter Arrest und Sequestration vom Lützenburgischen Landgerichte ehist auffgehoben werde/ und dem Herrn Ertz=Bischoff seine Güter/ Ampt/ Herrschafft/ so wol zum Ertz=Bischthum gehörige/ als eigene Patrimonialia/ mit den eingezogenen Früchten/ wiedergeben und restituiret/ und so etwan davon entwendet/ ersetzet werde/ alles vollkömmlich und ohne eintzigen abgang: Die aber so Anspruch wider gedachten Churfürsten/ werden ins Reich zum ordentlichen Richter gewiesen/ daselbsten ihr Recht auszuführen.  
 
  [§ 9 IPM # IPO] Was aber die Vestungen Ehrnbreitstein und Hammerstein anlanget/ werden Ihre Käyserl. Maj. dero Besatzung auff zeit und weise wie im Executions=Punct verglichen/ abführen lassen/ und in die Hände deß Herrn Churfürsten zu Trier und Domb=Capitel überantworten lassen/ solche vor das Reich und Chur=Fürstenthum Trier zu besetzen/ und soll der Commendant und die newe Besatzung/ die von dem Herrn Chur=fursten dahin gesetzet wird/ so wol dem Chur=fürsten/ als dem Domcapitel/ sampt der Besatzung [!] schweren.  
 
  [§ 10 IPM ± Art. IV,2 IPO] Hiernächst ist es mit der Pfältzischen Sache bey diesem Münster= und Oßnabrückischen Convent in so weit gebracht und behandelt/ daß der darüber nun lange Jahr her geführte Streit uff folgende maß hingeleget worden:  
 
  [§ 11 IPM = Art. IV,3 IPO] Vnd zwar anfänglich/ was das Hauß Bäyern betrifft/ so solle die Churfürstliche Würde/ so die Pfältzische Churfürsten vor diesem gehabt/ mit allen Regalien/ Aemptern/ Præcedentz/ Wapen/ Recht und Gerechtigkeiten/ nichts von allem/ was zu dieser Würde gehörig/ davon außgenommen/ wie auch die gantze Ober=Pfaltz/ zusammt der Grafschafft Cham/ mit allen dazu gehörigen Regalien und Rechten/ wie biß dahero also auch hinfürters bey dem Durchläuchtigsten Fürsten/ etc. Herrn Maximilian/ Pfaltzgraffen bey Rhein/ Hertzogen in Bäyern/ etc. und dessen Männlichen Leibs=Erben/ wie auch der gantzen Wilhelmischen Linie/ so lange Männlichs Geschlecht darinne vorhanden/ seyn und verbleiben.  
 
  [§ 12 IPM = Art. IV,4 IPO] Hinwiederumb renunciret itzt hochgemelter Herr Churfürst für sich/ seine Erben und Successoren gäntzlich und d[u]rchauß der schuld der dreyzehen Millionen/ und aller an Ober=Osterreich habender Prætension/ so daß Seine Durchl. gestracks nach publicirtem Frieden/ der Käys. Maj. alle solcher Verpfändung halber auffgerichtete Instrumenta, selbige zu cassiren und auffzuheben/ außantworten und übergeben solle.  
 
  [§ 13 IPM = Art. IV,5 IPO] Belangend das Hauß Pfaltz/ verwilliget die Käyserl. Majest. und das Röm. Reich gemeiner Tranquilität und Ruhe halber/ daß krafft gegenwärtigen Friedenshandlung der achte Churfürst introducirt und eingesetzet/ dessen Stelle der Herr Pfaltzgraff Carl Ludewig und dessen Erben/ Nachfolger und Agnaten der gantzen Rudolphischen Linie/ nach der in der Güldenen Bulle enthaltenen Successions=Ordnung/ vertreten und geniessen sollen. Dessen aber iedoch/ was dißfalls Chur=Bäyern und der gantzen Wilhelmischen Linien specialiter concediret und zugeeignet worden/ solle Herr Carl Ludewig oder dessen Successoren ihme nichts/ ausser der simultanen investitur anzumassen haben.  
 
  [§ 14 IPM = Art. IV,6 IPO] Darnach verwilligen die die Käys. Maj. und das Reich/ daß die gantze Vnter=Pfaltz mit allen und ieden ihren Geist= und Weltlichen Gütern/ Rechten und Appertinentien, deren sich vor der Böhmischen Vnruhe die Pfältzische Chur= und Fürsten zu erfrewen gehabt/ zusampt allen Documenten/ Regesten/ rationarien und andern hieher gehörigen Acten/ ietztbesagtem Herrn Pfaltzgraffen vollkömmlich restituiret werden sollen: Mit auffhebung aller bißher dawieder geloffenen Handlungen/ und solle durch Käyserl. Maj. Authorität vorsehen werden/ daß weder der König in Hispanien/ noch ein anderer/ so davon icht was besitzet/ dieser Restitution einigerley weise sich opponire und wiedersetze.  
 
  [§ 15 IPM = Art. IV,7 IPO] Dieweil auch in der Bergstrassen etzliche gewisse Aempter von alters hero dem Herrn Churfürsten und Ertzbischoffen von Mäyntz eigenthümlich an= und zugehöret/ und alleine Anno 1463 für eine gewisse Summa Geldes/ iedoch mit außdrücklichem bedinge einer immerwehrenden Wiederlassung/ denen Herren Pfaltzgraffen verhypotecirt worden/ so ist verglichen/ daß solche Aempter bey ietzigem Herrn Churfürsten von Mäyntz und dessen im selbigen Ertz=Bischoffthum künfftigen Successoren hinfüro gegen baare Erlegung deß darauff hafftenden/ und n[u]nmehr freywillig unter gesetzten Friedens=Executions=Terminen wieder offerirten Pfandschillings und Gnugthuunge d[er] Pfandverschreibung verbleiben sollen.  
 
  [§ 16 IPM = Art. IV,8 IPO] Dem Herrn Churfürsten von Trier/ als Bischoffen zu Speyer/ wie auch Bischoffen zu Wormbs/ solle ihre vorgewandte Rechte an einige in der Vnter=Pfaltz Gebiete belegene Geistliche Güter vor gehörendem Richter/ dafern unter beyden Fürsten darüber kein freundlicher Vergleich/ zu suchen erlaubet seyn.  
 
  [§ 17 IPM = Art. IV,9 IPO] Solte sichs denn begeben/ daß die Wilhelmische Linie gäntzlich verstürbe/ und Pfältzischen theils Männliche rechmässige Erben annoch vorhanden wären/ soll nicht allein die Ober=Pfaltz/ sondern auch die Chur=Würde/ so biß dahin die Hertzoge von Bäyern gehabt/ auff sothane überlebende Pfältzische Erben/ als welche doch inmittelst ohne das der simultanen Investitur zu geniessen haben/ pleno jure wiederumb verfallen/ also daß mit expungirung deß Achten Churfürsten es bey der gesiebenen Zahl hinfürters verbleibet: jedoch aber solle also die Ober=Pfaltz auf selbigen fall an mehrbesagte Pfältzische Successoren zurücke gehen/ daß denen Allodial Erben Bäyrischen Theils alle ihre Actiones und Beneficia, so ihnen an der Ober=Pfaltz rechtenswegen zustehen/ allerdings in salvo und vorbehalten bleiben.  
 
  [§ 18 IPM = Art. IV,10 IPO] So bleiben auch die angeborne Geschlechts=Verträge zwischen dem Churfürstl. Hause Heydelberg und Newburg/ so von vorigen Käysern über der Churfürstl. succession confirmiret worden/ wie auch ihre der gantzen Rudolphischen Linien Rechte/ dafern sie gegenwärtiger Verordnung nicht zu wider/ allerdings in ihrem Stande und Würden.  
 
  [§ 19 IPM = Art. IV,11 IPO] Zu deme/ da einige Jülische leerstehende Lehne durch gebührlichs Recht dargethan und erwisen würden/ sollen solche denen Pfältzischen eingeraumet werden.  
 
  [§ 20 IPM = Art. IV,12 IPO] Vber das/ damit gemelter Pfaltzgraff Carl Ludewig seiner Brüder Fürstl. Appe<n>nagij oder Vnterhalts halber in etwas erleichterung empfinden möge/ wil Käys. Maj. die versehung thun/ daß ihnen innerhalb 4. jahren/ von beginn nächst künfftigen 1649. Jahrs zu rechnen/ sollen erleget werden 400000. Reichsthaler/ nemlich iedes Jahr ein hundert tausend/ nebenst dem Jährlichen Zins/ fünff von hundert gerechnet.  
 
  [§ 21 IPM = Art. IV,13 IPO] So geneust auch das gantze Hauß Pfaltz/ mit allen und ieden seinen Angehörigen/ vornemlich dessen Ministri/ welche ihme bey diesem Convent und sonsten bedienet gewesen/ wie auch gesampte Pfältzische Vertriebene/ obbeschriebener Amnestiæ gleich andern obbemeldten/ und sonderlich deß puncti Gravaminum in diesem Vertrage gantz und vollkömmlich.  
 
  [§ 22 IPM = Art. IV,14 IPO] Hergegen soll Herr Carl Ludewig sampt dessen Herren Brüdern gleich andern Chur= und Fürsten deß Reichs Jhre Käys. Majest. trew und gehorsam leisten/ und für sich und seine an der Vnter=Pfaltz succedirende Erben sich aller Prætension und Zuspruchs an der Ober=Pfaltz so lange der Wilhelmischen Linie rechtmässige Erben verhanden seyn werden/ Er so wol als seine Brüder begeben und verzeihen.  
 
  [§ 23 IPM = Art. IV,15 IPO] Nach dem auch wegen der Fürstlichen Frawen Mutter Wittiben/ wie auch Geschwistern Vnterhaltung und Außstewr erwehnung gethan/ ist von Käyserlicher Majestät zu bezeigung Dero hohen und guten Willen gegen das Pfältzische Hauß verheissen worden/ daß Hochbenennter Frawen Wittiben z[u] Vnterhaltung eins vor all zwantzig tausend Reichsthlr. iedern Schwestern aber gedachten Herrn Carl Ludewigs/ wann sie sich verheyraten werden/ zehen tausend Reichsthaler von wegen Jhrer Majest. sollen gezahlet werden. Jm übrigen aber solle Er Herr Carl Ludewig selbst sie zu versorgen schuldig seyn.  
 
  [§ 24 IPM = Art. IV,16 IPO] Die Graffen in Lainingen und Daxburg solle offt hochgemelter Herr Carl Ludewig und dessen Successores in der Vnter=Pfaltz in keinem turbiren und beschweren/ sondern sie ihres von langen Jahren wol hergebrachten und von Käysern confirmirten Rechtens ruhig= und friedlich geniessen lassen.  
 
  [§ 25 IPM = Art. IV,17 IPO] Die freye Reichs Ritterschafft durch Francken/ Schwaben und der Gegend am Rhein sampt ihren zugehörigen Gebieten/ soll Er in ihrem unmittelbaren Stande unverletzt lassen.  
 
  [§ 26 IPM = Art. IV,18 IPO] Gleichfals sollen auch die von Käys. Maj. an den Freyherrn Gerhard von Waldenburg/ genandt Schenckherrn/ wie auch Nicolaum Georgium Reigersperger/ Chur=Mäyntzischen Cantzlern/ und Henricum Brömbsern/ Freyherrn von Rudesheim/ so wohl auch die vom Churfürsten in Bäyern an den Freyherrn Johann Adolph Wolff genant Metternich/ verliehene Lehne/ gültig und kräfftig verbleiben/ iedoch sollen all solche Vasallen Herrn Carln Ludwigen/ als ihren rechtmässigen Herrn und dessen Successorn das juramentum fidelitatis zu leisten/ und von demselben die Ernewrung ihrer Lehne zu bitten schuldig seyn.  
 
  [§ 27 IPM = Art. IV,19 IPO] Denen Augspurgischen Confessions=Verwandten so in Kirchen=besitz sich befinden/ und unter denselben sonderlich den Bürgern und Einwohnern in Oppenheim soll ihr Geistlicher Stand deß 1624. Jahrs unverruckt erhalten/ und allen andern/ so es begehren/ das exercitium Augspurgischer Confession/ so wol öffentlich zu bestimpter zeit in Kirchen/ als privatim und vor sich selber in ihren eigenen oder andern darzu erlaubten Hausern/ durch ihre eigene oder der Nachbaren Priester zu verrichten erlaubet seyn.  
 
  [§ 28 IPM → Art. IV,20-22 IPO] Paragraphi: Pfaltzgraffen Ludewig Philippen/ etc. item/ Pfaltzgraffen Friederichen/ etc. item/ Pfaltzgraffen Leopold Ludwigen/ etc. sollen wie sie dem Käyserlichen Schwedischen Jnstrument einverleibt gefunden/ verstanden werden.  
 
  [§ 29 IPM = Art. IV,23 IPO] Die Streitigkeit so unter den Bischoffen respectivè zu Bamberg und Würtzburg und denen Marggraffen von Brandenburg/ Culmbach und Anspach deß Schlosses und der Stadt/ wie auch der Vogtey und Closter Kitzingen halber in Franckenland am Mäyn entstanden/ sol durch einen gütlichen Vertrag oder kurtzen summarischen Rechts=Proceß innerhalb 2. Jahren geendiget werden/ bey verlust aller dißfals habenden prætensionen/ verweigernden Theils: Jnzwischen soll denen besagten Marggraffen die Vestung Wildsburg in dem stande/ wie bey dessen Vbergabe schrifftlich verglichen und versprochen/ wieder eingeraumet werden.  
 
  [§ 30 IPM → Art. XIV,1-3 IPO] Die verglichene Vnterhaltung Herrn Christian Wilhelms/ Marggraffen zu Brandenburg/ verbleibet wie sie in dem Käyserl. Schwedischen Instrumen[t]o im XIV Artic. begriffen.  
 
  [§ 31(1) IPM # IPO, § 31(2) IPM → Art. IV,24 IPO] Der Allerchristl. König wird nach Abführung der Guarnisonen/ auff zeit und weise wie unten stehet/ dem Hertzog v[o]n Würtenberg wiederumb einräumen/ die Städt und Festungen/ HohenTwiel/ Schorndorff/ Tübingen/ und all andere Ort in solchem Hertzogthum/ ohn eintzigen Vorbehalt/
und soll §. Das Hauß Würtenberg/ etc. auß dem Käyserlichen Schwedischen Jnstrument/ als wie er wörtlich allhie wiederholet/ gehalten werden.
 
 
  [§ 32 IPM ~ Art. IV,25 IPO] Ebenergestalt sollen die Fürsten von Würtenberg/ Mompelgartischer Linien in alle ihre Lande und Herrschafften im Elsas/ oder wo sie sonsten gelegen/ benantlich in zwey Burgundische Lehne/ Clerval und Parsavant/ beides ihres und deß Lehenherren theils in den Stand/ Rechte und Prærogativen/ worinne sie vor entstandener Krieges=unruhe sich befunden/ wieder eingesetzet werden.  
 
  [§ 33 IPM = Art. IV,26 IPO] Friedrich Marggraff zu Baden und Hachberg/ dessen Kinder und Erben/ zusampt allen/ so ihnen einigerley weise bedient gewesen oder noch dienen/ was Namens oder Standes sie seyn/ sollen sich auch der oben im 2. und 3. Artic. beschriebenen Amnestiæ mit allen ihren clausulen und beneficien zu erfrewen haben/ Krafft deren sie vollkömlich wieder eingesetzet werden sollen in den Stand/ in Geist=und Weltlichen/ worinne vor entstandener Böhmischer Unruhe Herr Georg Friedrich Marggraff zu Baden und Hachberg gewesen/ so wol was die Vnter-Graffschafft Baden (sonsten ins gemein Baden=Durlach genant) wie nicht weniger das Marchionat Hachberg/ als auch die Herrschafften Rötteln/ Badenweiler und Sausenberg betrifft/ dagegen dann die entzwischen diesem zu wiedern vorgenommene Veränderungen im geringsten keine statt haben/ sondern gäntzlich cassiret und auffgehoben seyn sollen[.]
Ferner werden dem Herrn Marggraffen Friedrichen die Aempter Stain und Renchingen/ (doch daß Er der durch Marggraffen Wilhelmen mitler zeit darauff gemachten Schuld befreit) so wegen der Abnützungen/ Interesses und Vnkosten durch den zu Etlingen Anno 1629. eingegangenen Vertrag besagtem Marggraffen Wilhelmen übergeben/ mit allen Rechten/ briefflichen Vrkunden und andern Zubehör restituiret/ also daß die/ wegen der vorenthobenen Abnützungen/ und alles von der zeit der ersten Einnehm= und Besitzung an gerechneten Schadens und Interesses angestelete Klage gäntzlich solle cassiret und getödtet seyn. So soll auch die Jährliche zahlung und deputat, so auß der Vnter=Marggraffschafft an der Obern gewöhnlich bezahlet worden/ krafft gegenwertiger Handlung gäntzlich auffgehoben und abgethan seyn/ noch der Vrsachen ichtwas weder vom verlauffenen noch künfftigen hinfüro prætendiret und abgefordert werden.
Gleicher gestalt solle künfftiger zeit zwischen beiden Badischen Linien/ in Vnter= und Ober=Marggraffschafft Baden/ nemlich mit der Præcedentz und Session auff Reichstägen und Schwäbischen Kreises/ wie auch allen andern ge=meinen und particular- Reichs=Conventen alterniret und wechsel gehalten werden: vor itzt aber iedoch solche Præcedentz bey Marggraffen Fridrichen/ so lang Er lebt/ verbleiben.
 
 
  [§ 34 IPM = Art. IV,27 IPO] Wegen der Freyherrschafft Hohen=[G]erolseck ist beliebt/ daß/ da die Fürstinne von Baden ihre vorgewandte Rechte an besagter Baroney mit bewehrten Vrkunden gnugsam beweisen wird/ die Restitution alsobald nach darüber ergangenem Vrtheil geschehen solle/ mit allem/ krafft der schrifftlichen Vrkunden daran habenden Rechte und Gerechtigkeit. Diese Gerichtliche Erkäntnüß aber soll binnen zweyer Jahren Zeit/ von dato deß publicirten Friedens an/ zu ende gerichtet werden. Endlich so sollen keine in diesem Friedens=Instrument verfassete Handlungen/ Verträge oder exceptiones, keine allgemeine noch besondere Rechtsbedingunge (als welchen allen und ieden außtrücklich und krafft dieses allstät entsaget seyn solle) von einem oder andern Theile zu einiger Zeit wieder diesen specialen Vertrag angezogen und zugelassen werden.  
 
  [§ 35 IPM → Art. IV,28-45 IPO] Die paragraphi: Ferner hat der Hertzog von Croy/ etc. Die streitige Sache Nassaw Siegen/ etc. Denen Graffen von Nassaw=Sarbrück/ etc. Dem Fürstlichen Hause Hanaw/ etc. Auch Johann Albrecht Graff von Solms/ etc. Deßgleichen das Hauß Solms Hohen=Solms/ etc. Die Graffen von Isenburg/ etc. Die Rheingraffen/ ec. Herrn Ernesti Graffen von Sains Frawen Wittibe/ etc. Das Schloß und Graffschafft Falckenstein/ etc. So wird auch das Hauß Waldeck/ etc. Imgleichen Graff Joachim Ernst zu Oettingen/ ec. Daß Hauß Hohenlohe/ etc. Gleicher gestalt soll Friederich Ludewig/ etc. Ebenmässig wird auch Ferdinand Carl/ etc. Das Hauß Erbach/ etc. Deß Graffen von Brandenstein Fraw Wittib und Erben/ etc. Nicht weniger auch sollen dem Freyherrn Paul Kevenhüller/ etc. die sollen gehalten werden als wenn sie von Wort zu Wort allhier wiederholet/ wie im Käys[.] Schwed. Instrument befindlich.  
 
  [§ 36 IPM = Art. IV,46 IPO] Alle Contracte/ Permutationes, Transactiones, Obligationes und Verschreibungen/ so Reichs=Ständen oder Vnterthanen mit Kriegsgewalt und Vnrecht unzuläsiger weise abgetrungen/ wessen insonderheit die Stadt Speyer/ Weissenburg am Rhein/ Landaw/ Reutlingen/ Heilbrunn/ und viele andere sich beklagt/ deßgleichen alle solcher massen erkauffte und cedirte Actiones, sollen dergestalt abgethan und ertödtet seyn/ daß niemand deßwegen ferner Gerichtliche Klage anstellen/ noch damit solle gehöret werden. So aber auch ein oder ander Schuldner seine außgegebene Verschreibung seinen Creditoren mittelst ebenmässiger Gewalt und Furcht extorquiret hätte/ soll er dieselbe/ mit Vorbehalt ordentlichen Rechtens/ von sich wiederumb außhändigen.  
 
  [§ 37 IPM = Art. IV,47-48 IPO] Weren auch ob Seiten ein oder andern kriegenden Theils außstehende Schulden/ Jährliche Hebungen/ oder wie es namen haben mag/ auß Feindseligkeit wider die Creditores extorquiret, wider die Debitores/ welche auff all solche vorgangene Gewalt/ und dieser wegen gethane Zahlung sich beruffen/ und solche zu beweisen anerbieten/ sollen keine Gerichtliche executions-Processe erkandt werden/ es sey dann/ daß die gantze Sache vorhero wol durchsucht/ und all solche der Debitoren ex[c]eptiones und Vorbringen gnugsam erörtert seyn. Die darüber angestellte Klagen und Rechts=Processe sollen binnen zweyen Jahren von Publication deß Friedens an/ bey Straffe stätswärenden stillschweigens auff die Halsstarrige/ geendiget werden. Die aber dißfals schon ergangene Processe/ Handlungen und Versprechnüssen/ welche deren Restitution halber ein Theil dem andern möchte gethan haben/ sollen gäntzlich tod und von keinen kräfften seyn/ iedoch werden hiermit außgescheiden die jenigen Geld=Summen/ welche in wehrendem Kriege die schleunig auff den halß gefallene vorstehende grosse Gefahr abzuwenden/ auß gutem Hertzen und Gemüte außgeleget und hergeschossen seyn.  
 
  [§ 38 IPM = Art. IV,49 IPO] Gerichtliche Sprüch und urtheil zur zeit deß Kriegs in Weltlichen Sachen publiciret, es sey dann deß Processes mangel und nullität augenscheinlich/ oder in continenti zu erweisen/ sollen zwar nicht für gantz ungiltig geachtet/ sondern nur allein ohne krafft Rechtens so lange suspendiret werden/ biß die Gerichtliche Acta (da etwan der beschwerte Theil innerhalb 6. Monaten nach geschlossenem Frieden die Revision bitten würde) vor gehörenden Richter modo ordinario sive extraordinario, wie im Reiche herkommen/ revidiret/ billigmässig erwogen/ und also die gesprochene Vrtheil entweder bekräfftiget oder reformiret/ oder auch/ da sie nulliter außgesprochen/ gäntzlich rescindiret werden.  
 
  [§ 39 IPM = Art. IV,50 IPO] Reichsfahnen= oder andere gemeine Lehen/ so von Anno 1618. etwan nicht renoviret/ noch die gewöhnliche Lehnungspflichte davon erstattet/ sollen desto weniger nicht denen Vasallen verbleiben/ und die zeit renovirender Investitur vom Tage deß publicirten Friedens anfangen.  
 
  [§ 40 IPM = Art. IV,51 IPO] Endlich sollen alle und iede/ so wol Kriegs=Officirer und Soldaten/ als Räthe und Bediente/ Geist= und Weltliche/ weß Namens oder Standes die seyn so da einem oder anden Theile/ oder deren Alliirten und Adhærenten in= oder ausserhalb Krieges bedient gewesen/ vom Höchsten biß zum Niedrigsten/ und wiederumb/ vom Niedrigsten biß zum Höchsten/ ohn einigen unterscheid oder außnahm/ mit Weib/ Kind/ Erben/ Nachkommen und Dienern/ so wol ihre Personen/ als Güter/ Leben/ Leumuth/ Ehre/ Geist= und Weltliche Freyheit/ Rechten und Privilegien betreffend/ in den Stand/ worinne Sie vor zeit itziges Krieges gewesen/ oder Rechtens halber hätten seyn sollen/ von Seiten beider kriegenden Theile restituiret/ und Ihrem Leib <n>och Gütern kein Præjuditz zugefüget/ keine Klage/ Civil oder Criminal gegen Sie angestellet/ viel weniger Sie mit einiger Straffe/ Schaden oder Nachtheil/ unter was schein es auch seyn möchte/ beschweret werden. Und dieses alles soll an denen/ so der Käyserl. Majest. unnd dem Hause Oesterreich mit Erbunterthänigkeit nicht verwand/ vollkommene Krafft und Wirckung haben.  
 
  [§ 41 IPM = Art. IV,52 IPO] Diejenige aber/ welche Ihr Käyserlichen Majestät und deß Hauses Oesterreich Erbangehörige Vnterthanen/ oder Vasallen seyn/ sollen zwar der besagten Amnestiæ zu geniessen haben/ so viel ihre Person/ Leben/ ehrlichen Namen und Stand betrifft/ mögen auch ungehindert sich in ihr Vaterland wiederumb einstellen/ iedoch sollen sie deß Landes Satzungen und Gewonheiten sich zu accommodieren schuldig seyn.  
 
  [§ 42 IPM ± Art. IV,53 IPO] So viele aber deroselben Güter betrifft/ so deren etwas/ bevor Sie auff Frantzösisch= oder Schwedischer Seiten sich begeben/ confisciret oder in andere wege verlohren gangen/ ob wol die Schwedische Plenipotentiarij lange und viel darumb angehalten/ daß auch denen jenigen dieselbe restituiret werden möchten; Jedennoch aber weil die Käyserl. Maj. ihr hierinne nichs hat wollen vorschreiben lassen/ noch wegen der Herren Käyserl. beständigen Wiederrede anderer gestalt gehandelt werden können/ die Stände deß Reichs auch derenthalben den Krieg zu continuiren dem Reich ohnheil= und unrathsam befunden/ so soll es auch hinfüro sein verbleiben damit haben/ und die itzigen Possessores dieselbige behalten.  
 
  [§ 43 IPM ± Art. IV,54 IPO] Andere Güter aber/ so ihnen hernachmals darumb/ daß Sie der Kron Franckreich oder Schweden/ gegen den Käyser und dessen Hauß Oesterreich die Waffen ergriffen/ sollen ihnen in den Stand/ wie sie itzt gefunden werden/ iedoch ohne Erstattung der Unkosten und gehobener Früchte/ oder sonst verursachten Schadens/ wieder eingeraumt werden.  
 
  [§ 44 IPM = Art. IV,55 IPO] Im übrigen solle in Böhmen und gesampten andern Käys. Erblanden denen Augspurgischen Confessionverwanten/ Vnterthanen oder Creditoren und deren Erben in und vor ihren Privat=Prætensionen/ so sie deren haben/ und ümb solcher willen Gerichtliche actiones anstellen und verfolgen werden/ die liebe Justitz und billiges Recht/ gleich denen Catholischen ohne einigen Respect administrirt werden.  
 
  [§ 45 IPM = Art. IV,56 IPO] Von dieser allgemeinen Restitution werden außgenommen so nicht restituirt werden können/ als bewegliche und sich bewegende Haab/ genossene Früchte/ und was auß Befehl und Authorität der kriegenden Theile entwandt; deßgleichen was an Gebäwden zu Versicherung der Oerter niedergerissen und wiederumb verbauet/ die gehören Städten/ Gemeinden oder Privat=Leuten/ Geist= und Weltlichen zu/ wie auch niedergesetzte/ confiscirte/ rechtmässig verkauffte und freywillig verschenckte Güter.  
 
  [§ 46 IPM = Art. IV,57 IPO] Vnd nach dem auch die streitige Gülische Succession=Sache unter den Interessenten/ wo nicht vorgebawet wird/ dermalen eins im H. Reich groß Unheil erwecken möchte/ so ist abgeredet/ daß solche wann der Friede geschlossen/ entweder durch ordentlichen Proceß für Käys. Majestät/ oder gütlichen Vergleich/ oder andere gebührliche mittel unverzüglich solle geendiget werden.  

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