Deutsche anonyme Übersetzung des IPM (1648)
 
  Kollationsvorlage:
Friedens=Schlusz Zwischen Dero Röm: Käyserlichen und Allerchristl: zu Franckreich Königl: Majestäten/ Wie auch desz H: Röm: Reichs hierzu Abgeordneten/ Chur= und Fürsten/ auch Ständen Gevollmächtigten und Abgesandten/ Zu Münster in Westphalen den 24. Newen/ oder 14. Alten Weinmonats deß 1648. Jahrs unterschrieben und besiegelt. Gedruckt im Jahr nach Christi Geburt M.DC.XLVIII. (14: Hist. Germ. C. 441; vgl. VD17: 14:017751U), Bl. C3'-D'.
 
 
 

deutsch 1648

 
 

§§ 98 - 110 IPM

 
   
  [§ 98(1) IPM = Art. XVI,1 IPO, § 98(2) IPM # IPO] So bald aber das Friedens=Jnstrument von den Herren Gevollmächtigten und Abgesandten unterschrieben und versiegelt worden/ soll zugleich alle Feindseligkeit auffhören/ und auffgehoben seyn/ und alles das jenige/ so bereits in den vorigen Puncten beschlossen und verglichen/ von stund an exequiret und vollnzogen werden. Vnd damit dieses desto besser und eher vollnzogen werden möge/ sol folgendes Tages nach der subscription und unterschreibung der Friede öffentlich und nach gewöhnlicher weise auff den Strassen der Stadt Münster und Oßnabrück publiciert werden; Nach dem solches kund worden/ und die Vnterschreibung der Tractaten an beiden Orten geschehen/ sollen alsofort nach der Publication unterschiedene Curriere an die Generalen und Feld=Obersten abgefertiget werden/ die da zugleich geschwinde zu Roß eilen/ gedachten Generalen und Feld=Obristen anzeigen sollen/ daß der Friede beschlossen/ und sollen bedacht seyn/ daß die H. Generales sich uff einen gewissen tag/ darüber sie sich zu vergleichen/ der friede und hinlegung aller Feindseligkeiten bey allen Armeen von newem publicirt/ allen und ieden Kriegs=Officierern/ auch der Städte und Festunge Commendanten anbefohlen werden/ daß Sie von aller Art der Feindseligkeit hinfüro sich enthalten/ dergestalt/ daß wo nach publicirtem friede wz vorgenommen/ oder via facti verändert/ dasselbe alsofort repariret/ und in vorigen stand versetzt werde.  
 
  [§ 99 IPM ~ Art. XVI,20 IPO] Es sollen auch beiderseits Gevollmächtigte/ unter der zeit/ da der Friede beschlossen und ratificirt/ wegen der Art/ Zeit und Sicherheit der Restitution der Oerter/ und Abdanckung der Soldatesca/ also daß iedes Theil sicher seyn konne/ daß alles/ was geschlossen/ auffrichtig gehalten werde/ sich vergleichen.  
 
  [§ 100 IPM = Art. XVI,2 IPO] Fürnemlich aber soll Jhre Käyserliche Majestät selbsten durchs gantze Reich Edicta promulgiren und außschreiben lassen/ mit ernstlichem Befehl/ daß alle diejenigen/ so nach laut und Jnhalt dieser Transaction und Friedenshandlung etwas zu restituieren und zu leisten pflichtig seyn/ selbiges ohne Verzögerung und Schaden/ innerhalb bestimter Zeit/ zu Vollziehung deß Friedens præstiren und ins Werck setzen/ mit Befehl/ beides an die außschreibenden Fürsten und Kreiß=Obristen/ daß Sie auff Requisition der Restituendorum nach Ordnung der Execution dieses Vertrags förderlichst vollziehen.
Solchem außgeschriebenen Edict sol auch an statt der Clausul beygefüget werden/ daß/ weil etwan solche außschreibende Fürsten und Cräyß=Obristen/ in der Sach oder eigener Restitution dißfals nicht allerding tüchtig zur Execution möchten geachtet werden; deßgleichen/ so sich ein oder anderer Cräyß=Obrister solcher auffgetragenen Commission entschlagen oder weigern würde/ so sollen die benachbarte und angrentzende Cräys=Obristen oder außschreibende Fürsten solche Execution oder Requisitionem Restituendorum, in deroselben Cräysen/ nicht anders/ als in ihren eigenen/ vor die hand nehmen/ und schleinigst vollziehen.
 
 
  [§ 101 IPM = Art. XVI,3-4 IPO] Jngleichem auch/ wo einer der wieder einräumen sol/ zu etwa einer Restitutions= Præstations= oder Executions=Handlung/ Käyserl. Commissarien zu adhibiren für nöthig erachtete/ (welches dann in eines ieden willkühr bestehen sol) sollen auch selbige ihm alsbald gegeben werden/ und sol in solchem fall/ damit der Effect desto minder verhindert werde/ so wol dem der wieder geben sol/ als deme/ dem restituiret wird/ frey stehen/ nach beschlossener und unterschriebener Friedens=Vergleichung/ ie zween oder drey beiderseits zu ernennen: Jedoch/ daß hierzu beiderley Religion Zugethane in gleicher Anzahl gebrauchet werden/ welchen Jhr Käyserliche Maj. befehlen wird/ alles dasjenige/ so vermög und Krafft dieser Transaction sol exequiret werden/ ohne verzug zu exequiren und ins werck zu setzen: Würden aber die Restituenten oder übergebende/ Commissarien zu benennen versäumen/ so sol alsdann Jhr Käyserliche Majestät einen auß den jenigen/ so der Restituendus wird benennet haben/ und einen andern nach ihrem Belieben und Gutachten darzu deputiren/ doch/ daß hierin allzeit gleiche Zahl von beiderley Religions=Verwandten in acht genommen werde/ und denenselben die Commission der Execution anbefehlen/ ungeacht aller Exceptionen/ so hierwider möchten gebracht werden. Es sollen auch die Restituendi selbst den tenorem Transactorum denen Interessenten/ welche etwas zu restituiren schuldig/ flugs nach beschlossenem Frieden zu wissen thun.  
 
  [§ 102 IPM = Art. XVI,5 IPO] Letzlich sollen alle und iede Stände und Gemeinden/ Privat= Geist=oder Weltliche Personen/ so vermög dieser Transaction und derselben General=Reguln oder Special=Disposition/ etwas zu restituiren, abzutreten/ einzugeben/ zu thun/ zu præstiren und zu halten pflichtig seyn/ dasselbe alsobald nach außgeschriebenen Käyserl. Edicts und vorgeschehener Notification deß restituirens/ ohn verwegerung und Einwendung eintziger clausulæ salvatoriæ, sive generalis, sive specialis, so droben in Amnestia gesetzet und benennet worden/ oder sonsten anderer Außflüchte/ ohn einzigen Nachtheil/ alles das jenige/ worzu sie verbunden/ restituieren/ abtreten/ geben/ thun und præstiren.  
 
  [§ 103 IPM = Art. XVI,6 IPO] Auch sollen sich hierinnen keine deß Reichs Stände oder Kriegs=Armeen/ sonderlich aber die Besatzungs=Völcker/ noch irgends ein anderer der Execution der außschreibenden Fürsten und Kräyß=Obristen oder deroselben hierzu deputirten und verordneten Commissarien zu widersetzen/ sondern viel mehr den Executoribus beystehen/ und sol den Executoribus wider alle die jenigen/ so die Execution auff irgend eine weise verhindern wollen/ sich ihrer oder der Restituendorum hülff hierinnen zu gebrauchen erlaubet seyn.  
 
  [§ 104 IPM = Art. XVI,7 IPO] Es sollen auch alle und iede Gefangene von beiden Theilen/ ohn unterscheid ihres Standes/ auff solche Art und Condition/ wie es zwischen beiderseits Kriegs=Generalen mit Ihrer Käyserlichen Majest. Consens ist eingewilliget worden/ frey/ ledig und los gehen.  
 
  [§ 105 IPM ± Art. XVI,13 IPO] Wann demnach die Restitution nach außweisung der Amnestiæ und Gravaminum geschehen/ die Gefangene beiderseits los gegeben/ die Ratification gegen einander außgewechselt/ sollen alle Besatzungen/ sie seyen deß Käy[sers] und seiner Bundsgenossen/ Verwandten/ oder deß Königs in Franckreich/ und Landgräffin zu Hessen/ und deroselben Confoederirten und Angehörigen/ oder andere/ unter was Namen sie eingelegt weren worden auß den Städten und allen andern Orten so restituirt werden sollen/ ohne alle exception, und ohne Verzug/ Schaden und Unheil/ pari passu ab= und außgeführet werden.  
 
  [§ 106(1) IPM ± Art. XVI,14(1) IPO, § 106(2) IPM # IPO] Die Oerter selbsten/ als Städte/ Flecken/ Schlösser/ Castelen und Festungen/ so wol im Königreich Böhmen/ und andern Ihrer Käys. Majestät/ und deß Hauses Oesterreich Erbländern/ als in den andern deß Heil. Römischen Reichs Kräysen/ so von vorgemeldten kriegenden Theilen eingenommen/ eingehabt/ oder durch getroffenen Stillstand der einen oder andern Parthey/ auch sonsten einigen modum übergeben worden/ sollen ihren vorigen und rechtmässigen Besitzern und Herren/ solche seyn dem Reiche mittel= oder unmittelbarer weise zugethane Stände/ Geist= oder Weltlich/ die freye Reichs=Ritterschafft mit begriffen/ ohne säumnüß/ Schaden und verzug restituirt/ und ihrer freyen Disposition/ so ihnen entweder von Rechts wegen und Gewonheit/ oder vermög und Krafft dieser gegenwärtigen Transaction und Vertrags zustehet/ permittiret und gelassen werden: Vnd sol dagegen keine Donation/ Jnfeudation oder Concession (es sey dann solche mit freyer und ohngezwungener Bewilligung eines Standes geschehen) wie imgleichen auch keine Obligation/ so vor Erledigung der Gefangenen/ oder Abwendung der Verwüstung/ Brandes/ oder sonsten a[u]ff einige andere Titul zum Præjuditz und Nachtheil der vorigen und rechtmässigen Possessoren zu wege bracht worden/ etwas gelten oder thun können. Auch sollen die Verträge und Bündnüssen oder sonsten andere Exceptionen/ so obgedachter Restitution zuwider/ allesampt für nichtig und ungültig gehalten werden/ doch mit vorbehalt der jenigen/ so auff gewisse art und weise in vorhergehenden Articuln zur Satisfaction der Käyser= und Allerchristl. Königlichen Majest. wie auch etlichen deß Römischen Reichs Chur= und Fürsten/ absonderlich in concessionibus und æquivalentibus, oder in gleichgeltenden Compensationen excipiret und disponiret seyn.
Es sol auch die meldung deß Königs von Hispania/ wie auch deß Hertzogen von Lothringen im Käyserlichen=Schwed. Jnstrument/ viel weniger der Titul/ deß Landgraffen von Elsas/ dem Käyser geben/ dem Allerchristlichsten Könige zu einigem Præjuditz gereichen/ wie auch das jenige/ was wegen der Satisfaction der Schwed. Soldatesca abgehandelt/ Seiner Majest. unnachtheilig seyn.
 
 
  [§ 107 IPM ± Art. XVI,14(2) IPO] Und sol diese Restitution der eingenommenen Oerter/ so wol von Käyserlicher als Königlicher Majestät in Franckreich/ und deroselben beiderseits Angehörigen und Bündnüß-Verwandten reciprocè und mit guter Trew und Glauben geschehen und præstiret werden.  
 
  [§ 108 IPM = Art. XVI,15-16 IPO] Ferner sollen alle Archiven und schrifftliche Documenten/ nebenst andern Mobilien/ wie auch alles grobe Geschütz/ welches zeit der occupation in gemelten Oertern gefunden worden/ und noch in salvo sich darinn befindet/ verbleibn: Das aber nach der Einnehmung anderst woher dahinein gebracht ist/ es sey gleich von Schlachten erobert/ oder zu nothwendigem Gebrauch/ oder zur Verwahrung durch die Einnehmer dahin gesetzet/ das mag mit aller Zugehör/ Artollerie und Geräthschafft/ von ihnen wieder auß= und hinweg geführet werden.
Es sollen die Unterthanen eines ieglichen Orts/ denen abziehenden Besatzungs=Völckern und Soldaten/ Wägen/ Pferd und Schiffe an dieselben vom Reich destinierte Oerter herleihen/ auch nothwendigen Vnterhalt/ ohne Bezahlung darreichen/ welche Wägen/ Pferd und Schiffe/ die Obristen und Befehlshaber der Besatzungs=Völcker/ auch anderer abziehenden Soldatesca/ ohne List und Betrug zu restituiren schuldig seyn. Es sollen sich auch der Stände Vnterthanen unter einander von dieser Vberführungs=Last ablösen/ und ihnen von einem Territorio ins ander/ biß sie an die Oerter kommen/ so ihnen im Reich bestimmet/ trewlich und williglich verhelffen. Es soll auch keinem der vorgedachten Kriegs=Obristen oder Officierern verstattet seyn/ die Vnterthanen der Stände/ oder derselben hergeliehene Wagen/ Schiffe/ Pferde und dergleichen/ ausser den Grentzen und Gebieth ihrer Herrschafften/ viel weniger auß dem Reich/ mit sich zu nemmen und zu führen/ und sollen dafür Geysel zu geben schuldig seyn.
 
 
  [§ 109 IPM = Art. XVI,17-18 IPO] Besagte restituierte Oerter/ sie seyn See= Grentz= oder Land=Städte/ sollen/ nach dem sie von denen in währender Kriegs=zeit eingelegten Besatzungen entbunden/ auch hinfüro allezeit ihrer Herrschafften freyer Disposition/ salvo de cætero cujusque jure, wie zuvor/ gelassen werden. Es sol auch keiner Stadt/ weder itzo/ noch ins künfftige/ zu einigem Præjuditz/ Schaden oder Nachtheil gereichen/ daß sie in währendem Krieg von einem oder andern ist eingenommen oder ingehabt worden/ sondern sie sollen alle und einzele/ mit allen und ieden ihren Einwohnern und Bürgern/ so wol der allgemeinen Amnestiæ/ als anderer Beneficien dieser Transaction oder Friedens=Vergleichung sich zu erfrewen haben/ und sollen ihnen in allen andern/ alle ihre Rechte und Privilegien (doch die Ober=Gerechtigkeiten und was denen anhanget/ für alle und iede derselben Herren vorbehalten) gut und unverringert bleiben.  
 
  [§ 110 IPM = Art. XVI,19 IPO] Endlichen sollen auch aller im Reich kriegenden Partheyen Völcker und Soldaten loß gelassen und abgedancket werden/ daß nur ein ieglicher Stand/ so viel als er zu seiner selbst eigenen sicherheit nöthig erachten wird/ bey sich behalten.

<<Es soll auch beides die Abschaffung deß Kriegswesens/ als auch die Restitution der Oerter/ auff bestimte Zeit/ Ordnung und Weise geschehen/ auff welche sich die Kriegs=Generalen vergleichen werden/ doch daß darbey/ was das Wesen selbst anlanget/ alles dasjenige/ so im Puncten der Militarischen Satisfaction verwilliget ist in acht genommen werde.>>

 

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