Deutsche anonyme Übersetzung des IPO (1649)
 
  Kollationsvorlage:
Instrumentum Pacis: Der lang gewünschte allgemeine Deutsche Friedenschluß/ Welcher Von Käyserl. Mayt. Königlichen Schwedischen und Frantzösischen: auch Chur: Fürsten und allen so wol Geist: als Weltlichen Ständen des heiligen Römischen Reichs/ etc. Hochansehnlichen/ zu den Friedens=Tractaten Gevollmächtigten/ den 27. Julii/ 6. Augusti zu Oßnabrück/ darnach den 14. 24. Octobr. in Münster/ durch Göttliche Verley[h]ung/ einhelliglich getroffen/ geschlossen vnd vnterschrieben/ den 15. 25. Tag ermeldten Octobers zu Münster und Oßnabrüg: deß 1648 Jahres offentlich publiciret: Vnd darauff die Ratification von hochermeldten Herren allerseits einhelliglich geschehen/ Welche den 8. 18. Febr. dieses 1649. Jahrs mit grosser solennität außgewechselt worden. Samt dem Keyserlichen Mandat in Puncto Executionis wegen obgemelten Friedens. Gedruckt im Jahr nach der Gnadenreichen Geburt unsers FriedenFürstens Jesu Christi 1649. (KB Stockholm: Sveriges Freder och traktater, Karton 1648/4 [Nr. 4]), Bl. F3'-F4'.
 
 
 

deutsch 1649

 
 

Artikel XIII IPO

 
   
  [Art. XIII,1 IPO # IPM] Weiln das Hertzogliche Hauß Braunschweig vnd Lüneburg/ den allgemeinen Frieden desto besser vnd leichter herzustellen abgetreten hat die Coadjutoreyen der ErtzStiffter Magdeburg vnd Bremen/ Jtem/ der Bisthumben Halberstadt vnd Ratzeburg/ mit dem Beding/ daß unter andern Vmbwechselungen/ ihnen mit den Catholischen/ die Nachfolg zu dem Bisthumb Oßnabrüg auch zugesprochen würde: Als hat Keys. Maj. gegenwertigen Zustand des Reichs nicht gut seyn erachtet/ dieser Vrsach wegen länger den allgemeinen Frieden auffzuhalten/ sondern bewilliget vnd lesset zu daß solche Vmbwechselungs=Nachfolge hinfort in besagten Bisthumb Oßnabrüg/ unter den Catholischen vnd Augsp. Confession=Bischöffen doch dieser aus dem Hauß Braunschweig=Lüneburg so lange solches währen wird/ zu fordern Platz haben sol/ auff Weiß vnd Bedingung wie hernach folget:  
 
  [Art. XIII,2 IPO # IPM] (1.) Weiln Herr Gustavus Gustavson/ Graff in Waseburg/ Reichs=Rath in Schweden/ all seinem mit Gelegenheit dieses Kriegs erhaltenen Recht an das Bisthum Oßnabrück absaget/ auch das ihme von den Ständen vnd Vnterthanen geleisteten Eyd ver[l]asset/ also sein Herrn Bischoff Frantz Wilhelm vnd alle dessen Nachfolgern verbunden/ gemeldten Herrn Graffen vnd dessen Anwalden/ zu Hamburg/ inner 4. Jahren von außgeblasenen Frieden/ zu zahlen 80000. Rthal. also daß alle Jahr 20000. zu Hamburg/ in Hande gemeldten Graffens oder dessen Anwalden gezahlt werden sollen/ daß gegen die nicht gehorchende die Execution aus gemeinem Gesetz dieser Friedenshandlung angestrenget werde.  
 
  [Art. XIII,3 IPO # IPM] (2.) Solch Bistthumb Oßnabrück sol gantz vnd gar wiedergeben werden/ mit allen seinen Zugehörigen Geist[=] vnd Weltlichen/ dem itzigen Herrn Frantz Wilhelmen/ mit Recht zu besitzen/ wie der gleichförmigen Capitulations Gesetze/ mit gemeinem Einstimmen Fürst Frantz Wilhelmen vnd des Hauses Braunschweig/ Lüneburg/ auch der Capitularen des Bisthumbs Oßnabrück/ nun zu treffen/ es werden vorschreiben.  
 
  [Art. XIII,4 IPO # IPM] (3.) Der Religions=Stand vnd der Kirchen=Versamblung/ auch der gantzen Geistligkeit/ so in der Stadt Oßnabrüg selbsten/ als in den übrigen zu dem Stifft gehörigen örtern/ als Herrschaften/ Städten/ Höfen/ Dörffern/ bleibe/ vnd werde wieder eingeführet/ in dem/ welcher den 1. Jan. Anno 1624. gewesen. doch also/ daß vorher eine sonderliche Verordnung gemacht werde/ deren Dingen/ die nach Anno 1624. wegen der Prediger vnd des Gottesdiensts verendert w[o]rden befunden/ sol auch in obgemeldte Capitulation eingeschlossen werden/ vnd sol der Herr Bischoff durch Verschreibungen seinen Ständen vnd Vnterhanen versichern/ wenn er (altem Gebrauch nach) sich huldigen lässet/ daß die Freyheiten vnd alle Gerechtigkeiten ungekränckt bleiben sollen/ vnd alles das beneben/ was forthin der künfftigen des Stiffts=Administration/ auch der Ständen vnd Vnterhanen Sicherheit/ wird nötig gefunden werden.  
 
  [Art. XIII,5 IPO # IPM] (4.) Nach gemeldtem Herrn Bischoffs Todt/ sol in dem Stifft Oßnabrüg nachfolgen/ Hertzog Ernestus Augustus/ von Braunschweig Lüneburg/ vnd sey also Krafft dieses allgemeinen Friedens/ dessen erklärter Nachfolger/ vnd das Thumb Capitel zu Oßnabrüg/ verbunden/ wie auch die andern Stände vnd Vnterhanen/ gleich alsobald nach Abgang oder Abtrettung des jtzigen Bischoffs/ selbigen Herrn Ernestum Augustum zum Bischoffen anzunehmen/ vnd sollen auch gemeldte Stände vnd Vnterthanen/ inner 3. Monaten von Zeit an dieses Friedens/ ihme die gewöhnliche Huldigung/ wie oben leisten/ vermög der in der mit dem Capitul auff ewig einzugehende Capitulations [!] vorgeschriebenen Bedingen.  
 
  [Art. XIII,6 IPO # IPM] Wo aber Hertzog Ernst Augustus nach Abgang des jtzigen Bischofs nit bey Leben/ so sey das Capitul gehalten/ einen andern aus Hertzog Georgens von Braunschweig Lüneburgs seinen Nachkömlingen/ zum Bischoff zu fordern doch mit ewiger Obacht der in der gleichförmich eingegangenen Capitulation gesetzten Bedingen. So er aber stirbt oder selbst abdancket/ So sol dasselbe Capitul gehalten seyn/ entweder zu wehlen oder zu fordern/ einen Catholischen Prælaten. Solte aber dißfals einiger Vnfleiß vnd Mißverständnüß bey den Canonicis vorfallen/ so sol gelten was in Päbstlichen Rechten enthalten/ vnd Teutschlands Gewohnheiten mit sich bringen/ doch auff ewig der Capitulation/ vnd dieser Friedenshandlung ungekräncket: Vnd sol also ewig die Vmbwechselungs Nachfolg zugelassen seyn/ unter den Catholischen Bischöffen/ solche aus dem Schoß des Capitels zu kiesen oder anders woher zu wählen/ die etwa der Augsp. Confess. werden zugethan seyn/ aber dieser keine andere als aus dem Geschlecht erstbenenten Hertzog Georgens: Vnd so unter den Fürsten mehr als einer weren so sol man einen aus den Jüngern zum Bischoff wählen oder fordern/ Solte kein iünger Fürst vorhanden seyn/ sol man einen aus den regierenden Fürsten nehmen. So sie aber abgiengen/ so sollen die Nachkommen Hertzogs Augusti/ nach voriger Vmbwechselung unter ihnen vnd den Catholischen einander nachfolgen.  
 
  [Art. XIII,7 IPO # IPM] (5.) Es sol nicht allein gemeldter Hertzog Ernestus Augustus/ sondern auch alle vnd jede des Geschlechts Braunschweig vnd Lüneburgs/ so der Augspurgischen Confession seyn/ vnd Wechselweiß in diesem Bisthumb nachfolgen werden/ gehalten seyn/ den Stand der Religion/ Kirchen Versamlung/ vnd der gantzen Geistligkeit/ so in der Stadt Oßnabrüg selbsten/ als auch in den übrigen zu diesem Bisthum gehörigen Herrschafften Städten/ Höfen/ Dörffern auch allen andern Oertern zu erhalten vnd zu beschützen/ gleich wie droben Artic. 3. Vnd die ewig wärende Capitulation verordnet ist.  
 
  [Art. XIII,8 IPO # IPM] (6.) Daß auch nicht Zeit wehrender Administration vnd Regimen[t]s eines Bischoffs/ der Augsp. Confession zugethan in Censur der Geistl. Catholischen/ Jtem wegen Bedienung vnd Gebrauch der H. Sacramenten/ nach Art der Romischen Kirchen/ wie auch andere Dinge/ was zum Orden gehöret/ einige Beschwerd oder Verwirrung entstehe so sol aller dieser Dinge Verordnung/ als offt die VmbwechselungNachfolg auff einen Augsp. Confession fället dem Herrn Ertz=Bischoffen von Cölln/ als den Metropolitanen/ vorbehalten seyn/ aber wider die der Augsp. Confession zugethane gäntzlich auffgehoben seyn. Das übrige was die Gerechtigkeiten der Hoheit vnd Regiments in Weltlichen vnd Criminal Sachen erlanget/ so sollen solche einem der Augsp. Confession zugethanen Bischoff gäntzlich vnversehrt gelassen werden. So offt aber ein Catholischer Bischoff dem Oßnabr: Bistthumb vorstehet/ so sol er sich gantz nichts wider den Gottesdienst der Augsp. Confession vnterfangen oder anzunehmen haben.  
 
  [Art. XIII,9 IPO # IPM] (7.) Das Kloster oder Prælatur Walckenried/ dessen Administrator dieser Zeit ist/ Hertzog Christian Ludwig von Braunschweig/ Lüneburg/ mit sampt den Guth Schawen/ sol mit ewigen Lehns Recht den Hertzogen von Braunschweig/ Lüneburg/ ebener massen von Röm. Keys. Maj. vnd dem Reich/ mit allen seinen Zubehörungen vnd Rechten gegeben werden/ allerdings auff die Weiß nachzufolgen/ wie oben solche Ordnung den Hertzogen aus dem Hauß Braunschweig vnd Lüneburg/ wegen ihres Geschlechtes vorgeschrieben worden: mit abgethanen Rechten des Advocirens/ auch allen andern des Bisthums Halberstadt vnd zu Hohenstein darauff gehabten Ansprüchen.  
 
  [Art. XIII,10 IPO # IPM] (8.) Es sol den Hertzogen von Braunschwieg wieder gegeben werden/ das Closter Gröningen; welches vor diesem an das Bisthum Halberstadt kommen war; auch mit Vorbehaltenen Rechten/ so den besagten Hertzogen auff das Schloß Westerburg gebühren: nicht weniger/ die Belehnung den Graffen von Tettenbach von den Hertzogen gethan/ vnd sollen deßwegen die eingegangene Bedinge/ wie auch die Gerechtigkeit einer Schuld vnnd Pfandschilling/ Hertzog Christian Ludwigs Stadthaltern Friedrich Schencken von Winterstadt/ auff Westerburg zukommen/ in jhrem vollen Stande bleiben.  
 
  [Art. XIII,11 IPO # IPM] (9.) Die Schuld anlangend/ so von Hertzog Friedrich Vlrichen/ Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg/ mit dem König von Dennemarcken gemacht/ vnd vor diesem im Lübischen Vertrag der Röm. Keys. Maj. übergeben/ vnd darnach an General Tylli verschencket/ alldieweil die jtzigen Hertzogen von Braunschweig vnd Lüneburg/ sich solche Schuld zu zahlen aus vielen Vrsachen geweigert/ auch deßwegen durch die Schwedische Herrn Gevollmächtigte viel angebracht worden/ so ist aus Lieb zum Frieden/ sothane Schuld gantzer Nachlassung vnd Außleschung/ wegen solcher Hertzogen/ ihrer Erben vnd gantzer Ländere nachgelassen.  
 
  [Art. XIII,12 IPO # IPM] (10.) Weil die Hertzogen von Braunschweig vnd Lüneburg/ Zellischer Linien/ dem Capitul zu Ratzeburg/ für ein HauptSumm 20000. fl. Jährliche Renten bißhero bezahlet/ vnd nun die Wechselung ein End/ so sollen die Renten auch abgeschafft seyn/ wie dann auch die gantze Schuld vnd allen deren Verschreibungen.  
 
  [Art. XIII,13 IPO # IPM] (11.) Es sollen auch den jüngeren Söhnen Hertzogs Augusti/ Antonio Vlrichen/ vnd Ferdinand Albrechten/ die ersten zwo/ im Bisthumb Straßburg ledigen Præben[d]en [übertragen werden]: doch mit solchem Beding/ daß gemeldter H. H. Augustus abtrete/ seine Ansprachen/ die er vor diesem auff ein oder ander Canonicat gehabt/ oder haben könten.  
 
  [Art. XIII,14 IPO # IPM] (12.) Hinwiederumb verzeihen selbige Hertzogen den Forderungen/ vnd Coadiutoreyen/ an die Ertz=Bistthumer Magdeburg vnd Bremen/ Jtem die Stiffter Halberstadt vnd Ratzenburg/ vollkommentlichst/ also/ was droben wegen dieser Ertz= vnd Stifftern in dieser Friedens Handlung verordnet ist/ seine Würckung ohne Widersprechen haben sol/ die Capitel allerseitig in den Stand gelassen/ wie man oben davon verglichen.  

  Copyright © Aschendorff/Münster; Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte